Das Telefon klingelt. Ich bin nicht entspannt, gerade gab es einen unschönen Konflikt
mit einem unzufriedenem Elternteil.
Mir klingen noch die Verbalentgleisungen in den Ohren als ich den Hörer abnehme und erstaunt feststelle, dass eine nette Dame vom Ministerium mich sprechen möchte.
"Sie haben einen Fehler in der Hauptstatistik!", spricht es mir freundich entgegen und ich denke: "Da geh ich von aus!"
"Sie haben 28 Schüler mit erhöhtem Förderbedarf angegeben!" So weit stimmen die Angaben und ich bestätige dies.
"Es fehlen die Angaben zur Förderung durch den Sonderpädagogen!", werde ich aufgeklärt und weiter: "Sie haben vergessen anzugeben, in welchen Kleingruppen diese Schüler sonderpädagogisch gefördert werden!"
"Nun", versuche ich zu erklären, "da wir keinen sonderpädagogische Fachkraft an der Schule haben, fördern wir die Kinder so gut es geht im Klassenverband!"
"Das sieht die Statistik so nicht vor!", erläutert man mir freundlich. Ich frage freundlich zurück, warum denn wohl eine Statistik die Realität nicht vorsieht, aber das weiß mein Gegenüber nicht und verbindet mich mit einer Kollegin, die besser eingearbeit ist.
Das Gespräch wiederholt sich mit einer neuen freundlichen Dame am Telefon und mündet in dem Fazit: "So geht das aber nicht in der Hauptstatistik!"
Meine Bitte, die Statistikoberfläche doch den realen Bedingungen anzupassen, wird ignoriert und man erklärt mir, ich könne keine Schülerinnen und Schüler mit erhöhtem Förderbedarf haben, wenn wir keine adäquat ausgebildeten Lehrkräfte haben.
Ich frage nach, ob ich diese Aussage bei der Schulaufsicht zitieren darf, was nicht sonderlich gut aufgenommen wird.
Wir überlegen nun gemeinsam, wie wir die realistischen Daten in die Statistik eingeben, ohne dass diese - also die Statistik jetzt - anzeigt, es läge ein Fehler vor.
"In den Vorjahren lag nie ein Fehler vor", wage ich geschickt einzuflechten, aber das weiß die Dame nicht, denn sie ist noch nicht so lange im Dienst.
"Verstehen Sie unser Problem?", fragt mich die nette Sachbearbeiterin und ich verneine ebenso freundlich, was uns nicht wirklich weiter bringt.
Wir schweigen uns einige Sekunden wohlwollend an und ich erwarte exakte Arbeitsanweisungen, die dann auch erfolgen.
Genauestens folge ich den Anweisungen, was zur Folge hat, das regelmäßig ein Fenster aufpoppt, das eine äußerst unverständliche und lange Fehlermeldung anzeigt.
Auf Bitte lese ich die Fehlermeldung vor und werde gefragt: "Was soll das denn bedeuten?"
Ich kann diese Frage nicht beantworten, da ich den Text der Fehlermeldung auch nicht verstehe und verweise darauf, dass es doch im Ministerium jemand geben muss, der versteht, was da in diesem Programm vor sich geht.
"Bei mir ist das anders!", wird mir gesagt. "Da kann keine Fehlermeldung kommen."
Doch sie kommt. Immer wieder, glücklicherweise mit einem lauten Ton, den man sogar durch das Telefon hört.
Gemeinsam mühen wir uns sehr und ringen um eine Lösung, allerdings eher erfolglos.
"Bekommen Sie denn bald eine sonderpädagogische Fachkraft?", werde ich gefragt und ich überlege, welche Antwort am sinnvollsten ist.
Das eher realistische und sehr bestimmte "nein" oder das hoffnungstragende, aber eher unrealistische "ja".
Ich wage ein: "Ach, das wäre schön!" und lege mich damit nicht eindeutig fest.
"Vielleicht frage ich am besten nochmal in der Abteilung nach, wie wir mit der Situation umgehen!", versucht die Sachbearbeiterin einen alternativen Lösungsansatz.
Hervorragend!
Solange belassen wir es einfach bei der fehlerhaften Statistik.
Immerhin ist sie realistisch.
Wenn es nicht so wahr wäre, dann hätte ich gelacht... Dies hätte von unserer Schule kommen können... Ich verstehe nicht wie die da oben sich um eine Statistik scheren können, weil eine Fehlermeldung aufpoppt aber jahrelang Hilferufe der Lehrer ignoieren, da keine ausgebildete Fachkraft zur Unterstützung an die Schule kommt. WARUM scheren sie sich um eine Fehlermeldung aber kommen nicht auf die Idee jemand der Schule zuzuteilen??? Das lässt mich verzweifeln.
vom 23.09.2019, 17.26